Standard in der modernen Schlaganfalltherapie in Deutschland ist die Behandlung auf einer nach bestimmten Qualitätskriterien zertifizierten neurologischen Stroke Unit. In Thüringen gibt es jedoch nur zehn neurologische Stroke Units, die naturgemäß nicht jeden Schlaganfallpatienten im Freistaat aufnehmen und versorgen können. Um auch für die anderen, nicht neurologisch versorgten Patienten eine ähnlich hochwertige fachliche Expertise zur Verfügung zu stellen, können telemedizinische Anwendungen zum Einsatz kommen. Telemedizin stellt für Schlaganfallpatienten ein ideales Instrument dar, da Schlaganfallsymptome audiovisuell sehr gut erfassbar sind, die entscheidenden apparativen Befunde (CT, MRT) schon in digitaler Form vorliegen und eine sehr schnelle Beurteilung notwendig ist.
Ein Neurovaskuläres Netzwerk ist laut Deutscher Schlaganfall Gesellschaft (DSG) eine überregionale Versorgungsstruktur, in der alle Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen, also allen Erkrankungen, die die Blutversorgung des Gehirns und des Nervensystems betreffen, interdisziplinär behandelt werden. Am UKJ wird dies durch die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen realisiert. Neurologie, Neurochirurgie, Neuroradiologie, Gefäßchirurgie und Kardiologie arbeiten interdisziplinär eng zusammen, um Schlaganfälle und andere Hirngefäßerkrankungen zu behandeln. Gemeinsame Gefäßkonferenzen, bei denen Mediziner der unterschiedlichen Fachrichtungen gemeinsam über die Therapieoptionen beraten, sind ein wichtiges Merkmal des Neurovaskulären Netzwerkes.
Etwa 10.000 Thüringer erleiden jährlich einen Schlaganfall. Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Behinderungen bei Erwachsenen.
Die Hans-Berger-Klinik für Neurologie verfügt über eine zertifizierte überregionale Stroke Unit mit 12-Betten.
Darüber hinaus besteht mit insgesamt 10 Beatmungsplätzen ausgestattete eigenständige Neurologische Intensivtherapiestation. Hier werden alle Verfahren der neurologischen und interdisziplinären Intensivmedizin vorgehalten.
Neurovaskuläre Patienten erhalten im Regelfall nach Abschluss der Akutbehandlung eine spezialisierte neurologische Rehabilitation in einer der umliegenden Rehabilitationskliniken oder werden ambulant weiterbetreut. Schlaganfallpatienten, die in Studien betreut werden, werden über die Study Nurse kontaktiert und vom Studienarzt behandelt.
Bilder der Eröffnung am 22. April 2013
Kooperation mit dem NVM
Im Neurovaskulären Netzwerk Thüringen, das einzige im Osten Deutschlands, bestehen momentan folgende Kooperationen, die aber weiter ausgebaut werden. Regelmäßige Treffen mit allen Beteiligten zur Qualitätssicherung finden zweimal im Jahr statt. Es werden kontinuierlich Weiterbildungsveranstaltungen sowohl für Ärzte, Pfleger und auch Therapeuten durchgeführt.
Weitere Infrastrukturelle Voraussetzungen
Überregionales Netzwerk mit eigener Geschäftsordnung und telemedizinischer Versorgungsstruktur
2012 wurden 1.500 Tele-Konsile im SATELIT-Netzwerk zusammen mit dem Klinikum Altenburger Land realisiert.
Insgesamt kann die Telemedizin des Schlaganfalls ein sehr effektives Instrument sein, um geografisch oder strukturell bedingte Versorgungsengpässe zu beheben.
Ziel eines telemedizinischen Schlaganfall-Netzwerkes ist es, neurologische Spezialkompetenz in der Schlaganfallbehandlung flächendeckend für interessierte internistische Kliniken rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen.
Zur Anschubfinanzierung hat das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit Fördermittel für die drei überregionalen telemedizinischen Zentren in Thüringen (Klinikum Altenburger Land, HELIOS Klinikum Erfurt, Universitätsklinikum Jena) zum Aufbau der telemedizinischen Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Alle drei genannten Kliniken verfügen über die strukturellen und personellen Möglichkeiten, sowohl telemedizinische Netzwerkleistungen für andere Kliniken anzubieten als auch bilaterale telemedizinische Kooperationen einzugehen.
Die Hans-Berger-Klinik für Neurologie ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin (http://www.dgtelemed.de/)
Studien
Die Hans-Berger-Klinik für Neurologie ist seit vielen Jahren an diversen internationalen Schlaganfall-Akutstudien wie aktuell IRIS (Pioglitazon nach Schlaganfall), BE FAST (GFAP als Marker Blutung/Ischämie), CLOSE (PFO-Verschluss vs. Thrombozytenaggregationshemmung), Sekular-Prophylaxe Studie, EuroHYP-1 (Hypothermie beim Schlaganfall) und PRED-SEP-Studie beteiligt. Hierfür steht ein erfahrenes Studienteam zur Verfügung.